La Société
Das Kölner »Kwartier Latäng« beim Bahnhof Süd war schon immer ein Ort der Schizophrenie. Das studentische Leben in der Dasselstraße war die perfekte Kulisse für den Film »Das weiße Rauschen« des österreichischen Regisseurs Hans Weingartner: »Ich leide an Schizophrenie, sagen die Ärzte, die anderen finden meist nur, dass ich spinne«. Begibt man sich vom Bahnhof in die Kyffhäuserstraße, zeigt sich eine weitere, kulinarische Variante dieser Vielseitigkeit. Zwischen Dönerbuden und Kölner Büdchen findet sich kulinarische Spitzengastronomie: Das »La Société« ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern und 16 Punkten im Gault Milleau.
Nach diesem rundum gelungen Abend können wir euch nur raten, wann immer euch der Weg nach Köln führt, auf jeden Fall in diesem Restaurant vorbeizuschauen und euch genauso verwöhnen zu lassen, wie wir vom gesamten Team des »La Société« verwöhnt wurden.
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Authentisch op kölsch
so beschreibt Stefan Helfrich, der uns gleich am Eingang mit Handschlag begrüßt, den Stil dieses Restaurants. Und tatsächlich genossen wir am Tisch zunächst mal das interessante Ambiente: Lampions, Lametta, Glitzerkugeln, Lichterketten … Ein bisschen schräg, ein bisschen schrill, »so wie die kölsche Seele.« Alles passte zur ungezwungenen und dennoch gediegenen Atmosphäre des Restaurants mit wertig eingedeckten Tischen und Farbtupfern in Gestalt roter Nelken im Glas auf jedem Tisch.
Zum Aperitif wählten wir den Hausaperitif: eine hausgemachte Essenz aus Limette, Holunder, Minze und Tonic, aufgefüllt mit einem Rosé-Sekt der Schlosskellerei Affaltrach.
Dazu gab es einen gut gefüllten Brotkorb (der auch immer schnell nachgefüllt wurde) mit allerlei hausgemachten Broten: Knäckebrot mit Kürbiskernen, Rote-Bete-Brot, Olivenbrot und Weißbrot. Zum Brot gereicht wurde ein Olivenöl aus Sizilien, Fleur de Sel aus der Bretagne und dezent gesalzene Butter aus Frankreich.
Die Begrüßung
Der erste Gruß aus der Küche waren »kölsche Tapas«: »Halver Hahn« mit Röggelchen, Gurke, Kies, Öllich und Mostert; »Ähzezupp«, die Erbsensuppe mit Mettwurst und Mettschaum »zum Schlürfen«; »Himmel un Äd«, eine Plönz-Kartoffel-Praline mit Apfelgelee und natürlich ein Gläschen Kölsch »zum Exen«.
Nach diesem Gruß gab es gleich noch eine weitere, dieses Mal internationalere Begrüßung: eine Garnele auf mexikanische Art mit Guacamole, Paprika-Tomaten-Creme und Nachos, garniert mit etwas Erbsenkresse.
Auster Rockefeller
Der erste Gang des Menüs war eine einfallsreiche Variation der klassischen gratinierten Auster »Rockefeller«: Zwei Austernhälften, eine im dekonstruierten Rohzustand mit allen Zutaten für die andere, die auf einer Bärlauchcreme gratiniert wurde. Das alles auf einem ans Meer erinnerten Bett von Meersalz und Seetang angerichtet. Dazu gab es einen Riesling Großes Gewächs vom Weingut Künstler in Hochheim am Main, Jahrgang 2017.
Gebeizter Seesaibling
Der Saibling wurde begleitet von jungen grünen Mandeln, Stücken und Streifen vom weißen Spargel, Saibling-Rogen und einer Scheibe dehydrierter Tomate. Dieses Saibling-Ensemble wurde mit einer Essenz von Kamille und weißer Tomate gekonnt vollendet und abgerundet. Dazu gab es einen Sauvignon Blanc aus dem Château Pape-Clément, Jahrgang 2018.
Carabinero und Schweinebauch kreolisch
Eine klassisch kreolische Kombination aus Meerestier und Fleisch: Die Tiefseegarnele wurde von einem Callaloo aus Babyspinat und einem Stück Papaya begleitet, zum Schweinebauch gab es die nicht wegzudenkende »Holy Trinity« aus Zwiebeln, Sellerie, Paprika und etwas Papaya-Pfeffer. Dazu gab es einen Chardonnay aus Saint-Véran im Burgund, der durch seine Holzfasslagerung hervorragend mithalten konnte.
Intermezzo
Der gelungene trennende Übergang zwischen Fisch und Fleisch wurde uns in Form eines Granatapfelsorbets mit geeistem weißen Wermut dargeboten. Nach der ersten Verkostung in »Naturform« wurde uns noch eine geschmackliche Verfeinerung mit Angostura oder Ingwerbier angeboten. Jeannette blieb bei der Naturform, ich konnte ein paar Tropfen Angostura nicht widerstehen: Perfekt!
Wagyū australisch
Vor dem Fleischgang hatte der dazugehörende Wein, ein kräftiger Rioja aus dem Jahr 2014, die nötige Zeit, sich im Glas zu entfalten.
Das Steak vom japanischen Wagyū-Rind war perfekt auf den Punkt gebraten und wurde nach einer australischen Variante zubereitet. Das Rind selbst war dezent mit »Wattleseed« (Akaziensamen) gewürzt, einem heute noch bei den Aborigines Australiens beliebten Gewürz. Begleitet wurde es von Macadamianuss, Süßkartoffelspirelli, Eukalyptus und Fingerlimette.
Bienenstich
Zum Vordessert gibt es einen Biskuit mit Quarkcrème und einem Würfel aus Zitronensorbet. Der Biskuit wird begleitet von einem Lavendelschaum und Rhabarber.
Dazu gibt es einen Rieslaner Auslese vom Weingut Thorsten Krieger (Südliche Weinstraße), Jahrgang 2016.
Das eigentliche Dessert ist ein dekonstruierter Bienenstich mit Florentiner an einer Sanddorn-Schokosauce mit südafrikanischem Amarula-Likör. Dazu gibt es ein Sauerteigeis und etwas geraspelte Propolis.
Der Abschluss
Nachdem mit dem leckeren Bienenstich das Finale des gelungenen Menüs vorbei ist, bleiben uns zum Trost nur noch die leckeren Desserthäppchen, die unseren Espresso begleiten. Dazu gibt es noch einen im Barrique ausgebauten Terre Antiche Grappa di Moscato Riserva, der etwas über den bevorstehenden Abschied hinwegzutrösten vermag. Die Verabschiedung war dann ebenso herzlich wie der Empfang und wir freuen uns bereits jetzt darauf, diesem hervorragenden Restaurant erneut einen Besuch abstatten zu dürfen.