1876 Restaurant Daniel Dal-Ben
»Dieser Ort ist eine Kneipe…«, ein Liedtext der »Düsseldorf Düsterboys«, passt im besten und leider beinahe verlorengegangenen Sinn des Wortes zu dem kleinen (10 Plätze) und gemütlichen Restaurant des begnadeten Sternekochs Daniel Dal-Ben, dessen Vater, ein italienischer »Gastarbeiter«, ihn schon als Kind mit den Worten prägte: »Wenn ich im Lotto gewinne, werde ich mir weder ein Haus noch ein Auto kaufen, sondern jeden Tag Fasan statt Huhn essen.« Bei der Zubereitung seiner fulminanten Menüs, kann und will sich der Koch keinerlei Beschränkungen auferlegen, so dass dieses Restaurant ein Ort für »Allesesser« ist: »Ein rein veganes und/oder laktosefreies Geschmackserlebnis können wir Ihnen leider nicht bieten. Ein vegetarisches Abendmenü ist nicht immer realisierbar.« Damit kompatibel, steht dem »Ankommen, Platz nehmen und genießen« und einem Abend voller »Gemeinschaft und Genuss« nichts im Wege. Durch einen Klick auf eines der (animierten) Bilder landet ihr in der Bildergalerie, wo ihr diese und noch mehr Bilder in etwas besserer Auflösung sehen könnt. Hervorgehobene Textpassagen führen euch zu externen Inhalten, die oftmals interessant und hilfreich zum Verständnis sein können.
Die Begrüßung
Was als vorgeburtstagliches Überraschungsgeschenk gedacht war, wurde zu einem fulminanten Sologenuss: Ein Besuch in Daniel Dal-Bens »Restaurant 1876« in Düsseldorf. Ein Plätzchen der insgesamt nur zehn verfügbaren ergattert, Terrasse am lauen Abend, eingewoben in wohltuende Freundlichkeit: Was will Mann mehr?
Das Essen eröffnet ein kleiner Schinken-Käse-Toast nebst Schinken in Rohform und hausgemachten Grissini, begleitet von einem Gläschen Bollinger Rosé Champagner.
Der kleinen Ouvertüre folgt das eigentliche Amuse-Geule: Eine San-Marzano-Rolle gefüllt mit Entenleber und Spitzkohl und begleitet von einem Fenchelchip; etwas Brathähnchen vom Blaufußhuhn mit einem Parmesanchip und Veilchen; ein Guanciale-Tartelett mit Aal.
Dazu kam auch noch die Brotbegleitung des Abends: Ein mit Steinpilzmehl gebackenes Brot, von der lokalen Bäckerei »Bulle« eigens und nur für das Restaurant gebacken, mit Zitronen angesetztes Olivenöl und Meersalz aus Sizilien sowie handgeschöpfte Butter aus dem Treviso.
Der Auftakt
Der erste Gang wurde von einem Chardonnay 2018 aus dem Weingut Robert Schätzle Schloß Neuweier eingeleitet und begleitet. Dazu gab es eine Hummer-Auberginen-Rolle mit Kohlrabi, Rote Bete und Schrenckiikaviar, umspielt von einer kunstvoll angegossenen Kohlrabi-Kräuter-Vinaigrette.
Die Vorspeise
Zum zweiten Gang gab es (wegen der Frische) lebend gelieferte Garnelen, die auf japanischer Holzkohle gegrillt wurden. Dazu gab es ein leicht säuerliches Risotto vom Carnarolireis mit verschiedenen Muscheln, Schnecken und Sepia. Die passende Weinbegleitung war ein Rajàh Zibibbo, eine sizilienische Traube, die üblicherweise als Süßwein ausgebaut wird, aber auch trocken ausgebaut exzellent ist.
Der Fisch
Als Fischgang gab es einen Merluzzo Nero mit Zucchiniblüte und einer Orangen-Miso-Remoulade, akzentuiert mit der dezenten Schärfe einer roten Paprikasauce. Dazu gab es einen Riesling, ein großes Gewächs, »Brauneberger Juffer«, von Fritz Haag, Jahrgang 2018.
Das Fleisch
Der Fleischgang zeigte sich als Bürgermeisterstück vom »Black More Wagyu«, dessen australischer Züchter die höchsten Weihen erhalten hat: Er lehrt und hat eine Gastprofessur an der Universität von Tokio, um sein herausragendes Wissen über diese Rinderart und deren Zucht an den japanischen Nachwuchs weiterzugeben.
Doch vor dem fleischlichen Genuss stand noch die Herausforderung, das passende Holz für den Messergriff auszuwählen. Anscheinend erlaubt dessen Auswahl dem begnadeten Koch Rückschlüsse auf feinste Bratnuancen für die vollkommene »Genussreise mit dem Stern«. Die Wahl fiel auf Nussbaum.
Begleitet wurde das butterzarte und deliziöse Fleischstück von Portobello, Topinambur, Perlzwiebeln und einem toskanischen Cuvée aus Cabernet und Merlot.
Il Dolce
Zum Dessert gab es eine Schokomousse von der Valrhona-Schokolade mit Himbeergelee und ein Himbersorbet mit etwas Balsamico. Dazu passte bestens der gereichte Vintage-Port »Galem«, Jahrgang 2015.
Der krönende Abschluss der versprochenen und geschaffenen »genussvollen Momente nach dem Lebensmotto des Veneto« war ein Schokobrownie mit Haselnüssen aus dem Piemont nebst einem Parfait von Whiskey und Baileys, begleitet von einem Espresso und einem exzellenten Grappa aus Nebbiolo und Barolo aus dem Piemont.
Damit auch die ihren Geburtstag erwartende Abwesende nicht ganz ohne einen Eindruck der (zunächst mal) verpassten »kulinarischen Entdeckungsreise« bleibt, gab es als kleines Mitgebsel noch ein Stück vom Brot und einen Riesling nebst genauester Beschreibung des Weins.
Alles in allem, ein rundum gelungener Abend mit einem Feuerwerk an Köstlichkeiten und immer dem Motto folgend: »Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie Ihren Abend!« »Einmal und dann sterben« meinte das insgesamt 141-jährige Pärchen, das sich jegliches Auseinanderdividieren dieser Zahl ausdrücklich verbat, am Vorabend im »Krönchen«, als ich ihnen von meinen Plänen für den nächsten Tag erzählte. Auf diesem Weg gebe ich auch diesen Beiden mein sensationelles Erlebnis weiter und überlasse die Entscheidung ihnen selbst. Mein Ratschlag: Einmal auf jeden, Sterben auf keinen Fall! Und für den Chronisten ist auch klar: Beim Einmal wird es nicht bleiben, daran könnte nur das Sterben hindern.