Amsterdam 2019

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Auf dem Weg nach Köln

Als Zwischenstation auf unserem Weg nach Amsterdam haben wir Köln gewählt. Die ICE-Anbindung der BUGA-Weltstadt Heilbronn an die anderen Metropolen gilt leider nicht für unseren Reisetag, so dass wir wie gewohnt mit dem Bummelzug nach Mannheim fahren. In Köln angekommen, stehen wir beim legendären »Pitter« in der Südstadt vor verschlossenen Türen, sind aber noch nicht fertig genug, um uns in einer auf diesen Zustand eingerichteten Gaststätte niederzulassen. Nochmal um die Ecke gebogen offenbart sich uns dann der Grund für des Pitters geschlossene Türen: Wir sind genau rechtzeitig zum alljährlichen Südstadtfest in Köln angekommen! Ein Straßenfest, wie für uns gemacht …

Auf dem Südstadtfest

In die Beine gehende Straßenmusik von lokalen Bands, die ansonsten im »Pitter« spielen; leckere Weine von minimalistischen lokalen Weingütern, erfrischende Salbei-Limonen-Limonade und innovative Cocktails wie »Wodka-Apfel-Zimt«; eine nicht vollständig zu verkostende Auswahl an exzellenten Speisen wie frittierte Avocado mit hausgemachtem Mango-Chutney, einem Pastrami-Sandwich, exzellent zubereitet von »Die Fette Kuh«, mit einem dem Gaumen schmeichelnden Pastrami vom »Wurst Case Szenario«, Banane im Mehlteig aus Togo, Rinderbrust nach zehn Stunden im Smoker; dazu gutes Jemummel mit langjährigen Südstadt-Einheimischen aus Manchester und Ghana und zum krönenden Abschluss ein »Eis mit Sti(e)l«. Was will Frau oder Mann mehr?

Spaziergang in Köln

Bei strahlendem Sonnenschein machen wir uns auf den Weg das Belgische Viertel und auch Ehrenfeld zu Fuß zu erkunden. Im Belgischen Viertel müssen wir natürlich eine Currywurst-Pause im »Wurst Case Szenario« einlegen: Currywurst und Gemüse-Pickles sind genauso lecker wie das Pastrami am Vorabend! Ehrenfeld wird dagegen von Jahr zu Jahr trostloser. Das Highlight war eine Privatführung, die wir im zu Sauna, Fitnesscenter und Restaurant umgebauten Neptunbad von einem freundlichen Angestellten erhalten haben und auf der wir viel zur Geschichte des Bads und zum liebevollen Umbau erfahren durften. Martin musste dabei etwas wehmütig an das alte Heilbronner Hallenbad denken, dass für den Bau des nun seinerseits zum Abriss freigegebenen Beton-Einkaufszentrums am Wollhaus weichen musste und deshalb bereits 1972 gesprengt wurde.

La Société

Am Abend besuchten wir ein Sternerestaurant auf der ansonsten als »Dönermeile« bekannten Kyffhäuserstraße: das »La Société«. Details zu diesem herrausragend genüsslichen Abendessen finden sich hier. Der Weg zurück in die gesellige Gemeinschaft der Südstadt führte vorbei an vielen weiteren und durchaus interessanten Lokalitäten. Mittlerweile bereits wohlgesättigt, haben wir uns dann aber doch entschieden, den Abend bei Kölsch und Wein beim »Pitter« ausklingen zu lassen, der nach dem Südstadtfest an diesem Abend endlich auch wieder geöffnet hatte.

Abschied von Köln

Nach dem obligatorischen Frühstücks-Kölsch beim »Pitter« verabschieden wir uns bei strahlendem Sonnenschein mit einem typisch Kölner Mittagessen (Senfeier mit Quetschkartoffeln und Frikadelle) von der liebgewonnenen Kölner Südstadt. Weniger als drei Stunden später haben wir dann auch unser eigentliches Ziel Amsterdam erreicht und begeben uns gleich nach unserer Ankunft im Hotel auf einen ausgedehnten Spaziergang in eine der vielen grünen Oasen der Stadt: den Westerpark mit seiner Kleingartenanlage »Tuinpark Nut en Genoegen«.

Mosseln en Gin

Am Ende des Westerparks, kurz vor Haarlem, liegt unser abendliches Ziel: das Restaurent »Mosseln en Gin«. Zum Start sind zwei der angebotenen Gin Tonic obligatorisch: einen mit Mango und Chilli, den anderen mit Orange und Nelken. Nach einer geteilten Pulpo-Vorspeise steht dem Hauptgang (zweierlei Muscheln, klassisch mit Weißwein und belgisch mit Senfsahne) nichts mehr im Wege. Zu den dazugehörigen Frieten gibt es eine Eigenkreation des Restaurants: eine Gin-Mayonnaise mit immerhin 2% Alkohol. So gestärkt fällt uns der Rückweg ins Hotel nicht schwer und wir freuen uns auf die nächsten Tage in Amsterdam.

Durch den Joordan

Am Morgen begrüßt uns Amsterdam mit anhaltendem Regen. Nach einem ruhigen Start und einem gemütlichen Frühstuck hat sich die Natur eines besseren besonnen und verwöhnt uns den ganzen Tag über mit Trockenheit und auch Sonne. Die Grachten im Jordaan-Viertel bieten bei diesem Wetter dem Auge mitten in der Stadt »Natur pur« und die Nase erfreut sich am Duft frischen und auch leicht geräucherten Grases, der die Gassen und kleinen Straßen entlang der Grachten erfüllt. Das Einzige, was diese Ruhe stört, sind die zahllosen RadfahrerInnen, die im Gegensatz zu Straßenbahnen und Autos keinerlei Rücksicht auf Andere zu nehmen scheinen und selbst Zebrastreifen ganz selbstverständlich ignorieren. Doch zeigt sich in Amsterdams Gassen schon heute, wie die Natur auch diese zukünftigen Relikte einer vergänglichen menschlichen Mobilität langsam aber beharrlich und gründlich recyclen wird. Den Abend lassen wir in dem netten kleinen Familienrestaurant »Vlaming« in der Lindengracht ausklingen: Vorspeise (Rindercarpaccio und sechzehn Stunden lang geschmorter Schweinebauch), die Meeräsche mit Kräutern und Queller zum Hauptgang und das Dessert (Toffee-Pie mit Vanille-Eis) waren einfach köstlich!

Virginia: Liebe Amsterdamer, euer liebevoller Reise-/Speisebericht liest sich einfach herrlich genussvoll. Geht ihr eigentlich nun Tanzen, oder raucht ihr lieber? Gute Reise weiterhin. Die Enten in den Linsen habe ich erst nicht erkannt und die Bildunterschrift entdeckte ich heute erst. Viele Linsen, wenig Ente… Viele liebe Grüße aus Heilbronn!

Rijksmuseum

Den morgendlichen Regen kennen wir ja nun bereits. Also erneut ein ruhiger Start, dann ab ins Museum. Leider sollte man sich für das Van-Gogh-Museum bereits Tage vorher Karten besorgen aber glücklicherweise ist der Eintritt ins Rijksmuseum weniger reglemtiert und bietet einem auch die Möglichkeit die Morgendusche notfalls im Freien nachzuholen. Im Museum findet sich ein sehr interessanter Querschnitt der niederländischen Malerei durch mehrere Jahrunderte (von 1600 bis 1900), darunter auch »Der bedrohte Schwan« von Jan Asselijn. Interessant zu sehen ist auch, dass die Damen der Gesellschaft schon damals keine Mühen scheuten, jede Erinnerung an die von ihnen geschiedenen Ehemänner zu tilgen und wie Mathilda Bingham einen Teil des Familienporträts, das diesen zeigte, einfach abschneiden ließen. Mit digitaler Bildbearbeitung geht das heute natürlich viel einfacher… Nach dem Museumsbesuch hat sich auch die Sonne wieder eingefunden und wir machen uns auf den Weg nach »De Pijp« wo Jeannette auf dem Straßenmarkt ihr lang ersehntes echt niederländisches Fahrradschloss findet. Da uns der Sinn weder nach Tanzen (im »Paradiso« gibt es Techno vom Teller und das ist nichts für Jeannette; im »Melkweg« gibt es fetten Gothic-Metal und das ist nichts für uns beide) noch nach Rauchen steht, begeben wir uns danach auf die Suche nach einem Ort für ein gemütliches Abendessen. Unsere erste Wahl, das »Blauw aan de Wal« in einem verborgenen Hinterhof mitten im Rotlichtviertel, hat leider noch geschlossen; unser nächster Versuch, das »Greetje« in der Nähe des Nieuwmarkt hat Betriebsferien. Jeannettes unfehlbarer Spürnase folgend landen wir schließlich bei einem weiteren Kleinod der Amsterdamer Küche: dem »Café Restaurant De Reiger« in der Nieuwe Lelie Straat. Freundliche Menschen und ein hervorragendes Abendessen mit Vorspeise (Spanische Chorizo-Huhn-Terrine mit Chicorée und Tartar vom Lachs mit pochiertem Ei), Hauptgang (Kabeljau auf Gemüse-Couscus und Spareribs) sowie einem geteilten Dessert (Himbeer-Blaubeer-Cheese-Cake) bilden den krönenden Abschluss eines weiteren wunderschönen Tages in Amsterdam.

Nieuwendammerdijk

Pünktlich zu Mittsommer erstrahlt die Sonne bei wolkenlosem blauen Himmel über Amsterdam. Wir beschließen, dem anschwellenden Wochenendtrubel der Stadt zu entfliehen und machen uns auf den Weg in einen kleinen Vorort im Norden Amsterdams. Dort schlendern wir über den von den Einheimischen »Dyke« genannten Nieuwendammerdijk, auf dem sich wie auf einer Perlenschnur aufgereiht fast dreihundert kleine und ziemliche alte Häuschen aneinanderreihen. Auf halber Strecke kehren wir zum Mittagessen im »Café ‘t Sluisje« ein, wo wir von der sonnigen Terrasse aus einen wunderschönen Ausblick auf den kleinen Hafen haben. Zum Essen gibt es Brot mit Thunfischsalat und dreierlei Räucherfisch (Heilbutt, Makrele und Lachs) sowie »Bitterballen«, frittierte Kügelchen mit einer Kalbfleisch-Pilz-Füllung. Zu Abend wieder in der Stadt angekommen, entschließen wir uns spontan doch noch eine Grachtenfahrt zu unternehmen. Auch dabei ist uns das Glück hold: Wir ergattern einen Platz auf einem kleinen Acht-Personen-Boot, auf dem uns der überaus nette Skipper zahlreiche Einblicke in das bekanntere und unbekanntere Amsterdam verschafft. Als er uns von den im April 1980 durch ausdauernde und heftige Straßenkämpfe (unter dem Slogan »geen woning, geen kroning«) beinahe verhinderten Krönungsfeierlichkeiten berichtete, begannen seine Augen deutlich sichtbar zu leuchten. Bereits spät am Abend, finden wir dann doch noch ein Plätzchen zum Abendessen im »Restaurant Café van Puffelen« in der Prinsengracht. Das ehemalige »bruin café« verspricht »ehrliche Speisen zu ehrlichen Preisen« und kann dieses Versprechen auch vollständig halten: Gebratener Pulpo und Makrelensalat als Vorspeise, Loup de Mer mit Sesamnudeln und Gurken-Ananas-Salat zum Hauptgang und Käsekuchen und Nusseis auf Himbeersauce zum Dessert.

Abschied von Amsterdam

Unseren letzten Kaffee in Amsterdam genießen wir in der Sonne sitzend vor einem zum auch für jüngere Menschen erschwinglichen Hostel umfunktionierten Schlafwagenzug direkt am Bahnhof Sloterdijk, von wo aus wir unsere Heimreise nach Heilbronn antreten. Damit sind auch diese wunderschönen Tage in Amsterdam vorbei und es bleiben uns nur noch ein paar wehmütige Blicke aus dem Zugfenster auf die Stadt, aus der uns der auf den Sockel gehobene Alte grüßt.