Frankreich 2019
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Frankreichs Hauptstädte
Auf der Entdeckungsreise in die beiden Hauptstädte Frankreichs: Paris, die offizielle Hauptstadt des Landes und Marseille, die inoffizielle Hauptstadt und gleichzeitig älteste Stadt Frankreichs. Beide Städte konkurrieren nicht nur um den Rang der eigentlichen Hauptstadt, sondern auch in einem lang andauernden Wettstreit des »Pastis de Marseille» gegen den Pariser »Pernod«, einem »Apéritif anisé«, der sich in Geschmack und Zubereitung deutlich vom Pastis unterscheidet.
Dem zu Hause vergessenen Laptop-Netzteil geschuldet, führt uns nach der Ankunft in Paris ein kurzer Fußweg vom Gare de l'Est zum Gare du Nord, wo wir einen ersten Eindruck ausgefallener Pariser Architektur bekommen. Leider ist uns der Weg nach Lille, zur Frida-Kahlo-Ausstellung, dann doch zu weit, so dass wir uns stattdessen mit der führerlosen Metro, vorbei an unterirdischen, im UV-Licht prächtig gedeihenden Wäldchen, direkt zu unserem Hotel in Bercy, dem legendären Viertel des Weins und der Säufer im XII. Arrondissement am »anderen« Ufer der Seine begeben.
Bercy
In Bercy erwartet uns direkt beim Hotel ein idyllisch wilder Park mit kollektiv bewirtschafteten Nutzgärten, einem Rosengarten, wenigen Schildkröten, einer Skulptur von Étienne Martin, einem Labyrinth und zahlreichen dieses Labyrinth erkundenden Ratten … all das passend zur Geschichte Bercys als ursprüngliche Heimat der Freidenker der Region. Billiger und auf höchsten Alkoholgehalt gepanschter Wein und die Abwesenheit der verhassten Pariser Stadtpolizei (bis 1860 war Bercy eine eigenständige Gemeinde) beförderte den freizügigen und auschweifenden Lebenswandel, von dessen Ruf mittlerweile die ganze Stadt Paris noch bis heute zehrt.
Rive Droite
Lange bevor die Meisterschwätzer den »Rive Gauche« für sich entdeckten, waren Bercy und der »Rive Droite« Ausdruck pulsierenden Lebens. Im Herbst werden die Schiffe, die den ganzen Sommer über meist unbekannten Bands Raum für ihre Performance bieten, für den nahenden Winter vorbereitet. Dank fehlender Eisberge auf der Seine, gelingt es auch der »Titanic« den Weg nach Irgendwo zu finden und Profischwimmerinnen erschließen sich unverhoffte Einblicke ins Bad am Fluß.
Bercy Village
In der freundlichen Atmosphäre des »Bercy Village« genießen wir vor renovierten alten Weinhandlungen unter weit mehr als 99 Luftballons leckeren Wein und Käse und ein Tartar vom Aubrac-Rind, bis uns das Bild des Tellschen Apfelschusses auf den Stühlen daran erinnert, dass es noch einiges auf dieser Welt zu tun gibt und wir uns trotz alledem fröhlich entspannt bei ein paar wenigen Regentropfen auf den Weg ins Hotel machen.
Virginia: Bei den schönen Bildern bekomme ich wieder Reiselust. Die Titel deiner Bilder sind sehr treffend. Mir fällt meine ungeöffnete Flasche Pastis aus Marseille ein. Das muss demnächst mal geändert werden … und Mangold steht auch im Pfühlpark. Weiter eine schöne Reise!!! Und weiter schöne Bilder schicken, bitte ;-)
Tag der Museen
Zum Morgen begrüßt uns Paris mit Regen. So tauchen wir ein in die auf Fabrikhallengröße vergrößerte Malerei Van Goghs. Jeder einzelne Pinselstrich wird in der animierten Projektion im »Atelier des Lumières« in allen Details deutlich sichtbar. Von allen Seiten eingehüllt in die Malerei ergibt sich eine ganz neue Sichtweise auf die Bilder des Meisters. Auf dem Weg in das kleine Medizinmuseum an der Sorbonne, dem »Musée d'histoire de la Médecine«, entdecken wir ein nettes kleines Restaurant, das »Square Gardette«, und entscheiden uns zum Mittagessen für zwei Plats du Jour: Entenbrust mit Ras el-Hanout, bunten Möhren, roter Bete und roter Zwiebel bzw. Maifisch mit Freekeh, Petersilienwurzel und Pak Choi. Zu diesem hervorragenden Essen hatten wir einen passend schönen, einfachen Rosé. Zum Dessert gab es danach noch eine Kreation aus dreierlei Schokolade. Lecker! So gestärkt stand dem Ausflug in die Geschichte der Medizin nichts mehr im Weg. Die ersten Sonnenstrahlen führten uns zum Gare de Lyon, wo wir eigentlich noch etwas Street-Food im »Ground Control« probieren wollten. Leider ist dort aber Montag und Dienstag geschlossen, so dass wir uns mit der ausgefallenen Architektur der umgebenden Wohnhäuser zufriedengeben mussten. Jetzt machen wir uns auf den Weg zum eigentlichen Anlass unseres Besuchs in Paris: John Cales zweites von drei Konzerten in der »Cité De La Musique«…
Cité De La Musique
Das fulminante Konzert an unserem vorläufig letzten Abend in Paris war definitiv eine Reise wert! Zur Halbzeit, nach einer Stunde, wurde dem großteils älteren, teils aber auch ganz jungem Publikum klar, warum die PlatzanweiserInnen der Pariser Philharmonie dem Publikum Ohrenstöpsel angeboten hatten, ein Angebot von dem auch die Hälfte des Heilbronner Publikums schließlich Gebrauch machte. Beginnend mit mehr als zwanzig Minuten »Helen of Troy«, gefolgt von »Dead or Alive«, »Pablo Picasso« und anderen druckvollen Stücken, zeigte der gebeugte alte Mann gemeinsam mit der deutlich jüngeren Begleitband nach dem eher ruhigen Anfang was mit 77 Jahren noch gehen kann. Wann immer der »coole alte Mann« danach lechzte, etwas Tempo herauszunehmen, erinnerte ihn Cate Le Bon daran, dass bei einer »Futurespective« auch in diesem Alter noch etwas mehr geht und trieb mit ihrer ruhigen aber bestimmten Spielweise John Cale und seine Begleitmusiker zu immer neuen Höchstleistungen an.
Tommi: Kein Abstecher zur Ruhestätte von Jim? Dafür ein sehr schön gelegenes Schwimmbad! Merci
Vom Regen in die Sonne
Am nächsten Morgen gelangen wir in einer Regenpause trockenen Fußes zum Gare de Lyon, wo uns der TGV erwartet, der uns in nur etwas mehr als drei Stunden ins 750 Kilometer entfernte Marseille bringt. Der Bahnhof Marseille St. Charles ist der Ort der langersehnten Familienzusammenführung unter den Strahlen der dem Ereignis angemessen ungetrübten Sonne. Zwei Metrostationen weiter sind wir bereits am alten Hafen Marseilles angelangt und begeben uns gleich nach unserer Ankunft im Hotel auf einen Fußweg zu einem Aperitif ans andere Ufer der Bucht. Das Damengedeck an diesem Abend: 6cl Porto Rouge, verdünnt mit einem Eiswürfel.
Ankunft in Marseille
Für den Rückweg ans andere Ufer nutzen wir die ÖPNV-Fähre, obwohl die dicht bei dicht liegenden Boote auch den Fußweg ermöglicht hätten. Ziel an diesem Abend ist das »Restaurant des Dames«, wo wir den lauen Abend bei einem exquisiten Menü im Freien ausklingen lassen: Zwei Vorspeisen (Carpaccio von Jakobsmuscheln mit Erdnussöl und gerösteten Erdnüssen sowie gebeizter Lachs mit Himbeeren an einer Kräuter-Limonen-Vinaigrette), drei Hauptgänge (gebratener Rochen mit Kartoffelschaum, Jakobsmuscheln mit Karotten-Kurkuma-Püree, gebratener Tintenfisch mit Fregula) und zwei Desserts (Zitronensahne mit Zitronensorbet und Meringe, »Arme Ritter« mit karamellisierten Birnen) waren exzellent und auch ausreichend für drei hungrige Schleckmäuler. Der Nachtspaziergang führt uns am Hafen und am illuminerten »Fort Saint Nicolas« vorbei zur Nachtruhe im Hotel.
Der Fischmarkt
Nach dem Frühstück führte uns der erste Weg zum Fischmarkt am »Quai des Belges«, wo wir das, was es abends im Restaurant zu essen geben wird, in noch lebhafter Rohform bewundern konnten. Auf diesem Markt landen die FischerInnen morgens ihren des Nachts in der Bucht gemachten Fang an und die Fische werden je nach Wunsch der KundInnen gleich vor Ort ausgenommen. Der Arbeitstag der FischerInnen beginnt am Abend, wenn sie mit ihren Booten auslaufen, und endet erst wieder am Nachmittag, wenn alle Verkaufsstände abgebaut und die Promenade blitzsauber gespült ist.
Le Panier
Da wir wegen des gestrigen Abendessens und des ausgiebigen Frühstücks trotz des appetitheischenden Fischs am Fischmarkt keinen Hunger verspüren, besteigen wir die Treppen zum »Le Panier«, dem ehemaligen »Rotlichtviertel« Marseilles. Oben angekommen, erschließt sich für uns ein wunderbarer Blick auf die Stadt und die engen Gässchen bieten vielfältige Einblicke in das pulsierende Leben der Großstadt. Last but not least, befindet sich dort auch eine Verkaufsstelle des »Pastis Janot«, der uns bei einer Rast am Mittag dem Wind trotzend zu neuen Kräften verhilft.
Die Seifensieder
Ansichtskartengleiche Aussichten auf verschiedene Sehenswürdigkeiten Marseilles begleiten uns auf unserem Weg zu unserem nächsten Ziel: dem kleinen aber feinen »Musee du Savon de Marseille«, in dem uns, als zu dieser Zeit einzigen Besuchern, ein Angestellter der letzten Seifenmanufaktur Marseilles viel Neues zur Geschichte der Seifensiederei (nicht nur) in Marseille erklärt. Die dort hergestellte Olivenölseife könnte wahrscheinlich auch unseren Kater zu einer ausgiebigen Fellwäsche bewegen.
Le Cours Julien
Den heutigen Abend lassen wir im »Cours Julien« ausklingen, einem Viertel, das eigentlich immer zur Hälfte ausgestorben ist: Vor 19:00 sind alle Restaurants mit massiven Rolläden verrammelt, nur die Geschäfte dazwischen haben geöffnet. Danach ist es genau umgekehrt: Die Geschäfte sind geschlossen und mit dicken Türen gesichert, stattdessen finden sich in den engen Gässchen die einladend gedeckten Tische der Restaurants. Da wir fürs Abendessen zu früh angekommen sind, bleibt noch genügend Zeit für Kaffee, ein Eis beim »L'Elephant Rosé à Points Blancs« und ein Bier vom Fass im Freiluftfoyer des Programmkinos. Danach gibt es ein leckeres Abendessen in einer engen und von Mopeds und manchen Autos befahrenen Gasse mit zwei Vorspeisen (Tarte Oignon, Oeuf cocotte mit Entenleber), und drei Hauptgängen (»Lachsfrikadelle« mit Reis, Käsefondue mit Kartoffeln und Schinken, Entenbrust mit Zwiebeln), aber dieses Mal ganz ohne Dessert Dieses Nachtmahl verleitet uns zu einem Spaziergang ins Hotel auf dem die mittlerweile über Marseille untergegangene Sonne mit entsprechendem Neonschein den schon länger untergegangenen Osten grüßt.
Calanques
Am Morgen bringt uns der Stadtbus mit nur zwei Umstiegen direkt in den Nationalpark Calanques. Leider sind wir zu schlecht ausgerüstet (keine Wanderstiefel, keine Tauchausrüstung), um diese herrliche Landschaft schroffer Küsten und imposanter Kalksteinfelsen zu erwandern. So bleiben uns nur ein paar Schritte bergauf, um den Blick ins Tal und auf die noch vor uns liegenden Höhen zu genießen, bevor wir wieder den kleinen Bus besteigen, dessen Fahrer uns mit stoischer Route durch die engen und zugeparkten Straßen befördert.
La Plage
Für den Nachmittag plädiert eine deutliche Mehrheit für einen ausgedehnten Aufenthalt an den Stränden Marseilles. Liegestühle, Wein, Eiskaffee und das obligatorische Salz- und Süßwasser begleiten die ausgiebige Erholung und Ruhe am Strand. Das überraschenderweise immer noch in Betrieb befindliche Riesenrad erlaubt es wenigstens einem der Beteiligten den Überblick zu bewahren.
La Daurade
Wieder am »Vieux Port« angekommen führt uns der Weg in ein weiteres traditionelles Fischrestaurant: das »La Daurade«. Beim vornächtlichen Fang handelt es sich dieses Mal um einen Steinbutt, den die Küche für uns in seiner ganzen und ungeteilten Schönheit im Ofen zubereitet. Als Vorspeise gönnen wir uns noch »Supions à la Provencal« und gegrillte Sardinen. Dazu gibt es den empfohlenen und passenden Rosé aus der Region Marseilles. Der Rückweg ins Hotel war wie gewohnt illuminiert und damit gut ausgeleuchtet.
Die Seeseite
Heute haben wir uns Marseille mal von der Seeseite aus angesehen. Nach Verlassen des ruhigen Hafenbeckens verhalf der deutlich spürbare Wellengang des Mittelmeers zahlreichen Passagieren zu einer erfrischenden Dusche. Und auch die anderen mussten sich mit beiden Händen festhalten, um nicht umgeworfen zu werden. Am Zwischenziel der Fahrt, dem »Château d'If« brauchte der Kapitän dann auch zwei Versuche, bis es ihm endlich gelang, so anzulegen, dass die Passagiere trotz heftigen Schaukelns tatsächlich von und an Bord gehen konnten.
Virginia: Eure Bilder werden immer schöner und langsam werde ich neidisch, was für tolle Eindrücke. Ist Paul tatsächlich Riesenrad gefahren? Gut sieht er aus, die Mutti aber auch :-) Lustige Vorstellung, euch von Boot zu Boot hüpfend auf dem Rückweg zum beschriebenen Ufer. Einladende Liegestühle am Strand, wie herrlich. Um mir den Seegang und die unerwarteten Duschen vorzustellen, reicht meine Fantasie. Jeannette hält sich gut fest, die Frisur ist etwas wild (mir würde sicher richtig dolle übel). Viele liebe Grüße von hier
Erholung
Nachdem wir das gestrige Abendessen im »La Langoustine« krankheitsbedingt leider nur zu zweit genießen konnten (Austern, Muscheln in Weißweinsoße und eine Bouillabaisse), geht es heute zur Rekonvaleszenz nach dem Frühstück in den weiträumigen, ruhigen und schattenspendenden »Parc Borély«.
Abschied
Am Nachmittag wagen sich zwei der drei Reisenden erneut aufs Meer hinaus, diesmal aber in einem deutlich größeren Boot, das zwar ebenso schaukelt, aber hoch genug ist, damit es keine Meerwasserdusche gibt. Die Reise führt uns zur Insel Frioul und ermöglicht uns letzte Blicke auf den schönen Spätsommer am und auf dem Mittelmeer, der auch anderen Besuchern Marseilles zu entspannter Transzendenz verhilft. Am Abend sind wir wieder zu dritt bei einem letzten gemeinsamen Abendessen in dieser sympathischen und sehenswerten Stadt im Süden Frankreichs.