Kulinarischer Ausflug 2019
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Du bist was du isst
Unter diesem Motto starten wir in wenigen Stunden unsere kulinarische Entdeckungsreise nach Österreich und Ungarn, der ehemaligen k. und k. Monarchie. Drei Locations haben wir uns ausgesucht: Salzburg, Budapest und Wien. Was wir zum kulinarischen Erlebnis und darüber hinaus zu berichten haben, wird sich zeigen. Die Fahrkarten sind eingepackt, Tische in drei Restaurants sind reseviert, letzte studiumsbedingte Widrigkeiten sind umschifft: Jetzt geht's los!.
Erster Tag in Salzburg
Hoch über den Dächern der Stadt thront die Festung Hohensalzberg, ein Geschenk des österreichischen Staates an das Land Salzburg zum 200. Geburtstag. Der Festungsberg selbst spielte schon zu Beginn unserer Zeitrechnung eine wichtige Rolle, war er doch der einzig sichere Zufluchtsort für die in Salzburg siedelnden Menschen bei den schon damals immer wieder vorkommenden Ein- und Überfällen der Germanen. Wir bleiben daher lieber im Tal und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages an der Salzach. Martin wird neu eingekleidet und danach durchstreifen wir die engen Gässchen der Altstadt.
Beim wilden Mann
Zum Abendessen steuern wir das in einem kleinen Durchhaus, nicht weit von der touristisch gut gefüllten Getreidegasse, gelegene »Gasthaus Wilder Mann« an, das seine Pforten bereits im Jahre 1864 zur Verköstigung der Salzburger Arbeiter öffnete. Die Bilder im Innern zeigen, dass die Nähe zur Salzach, dem Durchhaus immer wieder venezianische Verhältnisse bescherte und das Gasthaus bei Überschwemmungen nur mit dem Boot erreichbar war. Mit einer klassichen Salzburger Brettljause als Vorspeise und Rost- und Schweinsbraten als Haupgang gestärkt, machen wir uns auf den Weg ins Hotel. Leider hatte die dabei entdeckte Tankstelle schon geschlossen, so dass uns nur der Blick durchs Fenster auf die gutgefüllte Auslage blieb, die davon zeugte, dass die Schließung bestimmt keinem Treibstoffmangel geschuldet war.
Über den Dächern Salzburgs
Nach dem Frühstück im Café Fingerlos (im Gebäude eines Seniorenheims), machen wir uns gut gestärkt an den Aufstieg zum Franziskischlössl auf dem Kapuzinerberg. Das sind zwar »nur« 200 Höhenmeter, doch wegen der Steigung besteht der Aufstieg fast nur aus Treppen. Der Ausblick über die Stadt entschädigt dann aber doch für diese nicht enden wollenden Treppenstufen. 1948 hatte sich ein Gamsbock auf diesen Stadtberg zurückgezogen, um dort einer selbstgewählten und entspannten Einsiedelei zu frönen. Leider haben es die SalzburgerInnen so gut mit ihm gemeint, dass es nur vier Jahre dauerte, bis sie ihm eine Gämsin zur Seite stellten, um seiner Einsamkeit ein Ende zu bereiten: Verlorene Ruhe!
Die Niederungen Salzburgs
Beim Abstieg zur Salzach bei strahlendem Sonnenschein genießen wir alles was uns die Natur zu bieten hat: Drohend schwarze Krähen und fidele bunte Schmetterlinge. Die Zecke, die sich uns während des Abstiegs angeschlossen hat, entfernt Jeannette auf der Sonnenterrasse des »Salzburg Museum« von ihrer Tasche. Im Museum sehen wir nicht nur ansprechende und anspruchsvolle Kunst (z.B. Arik Brauer), sondern erfahren auch einiges über die eher verschwiegene Geschichte Salzburgs, das für tausend Jahre als »Reservat für den Urlaub« vorgesehen war, mit heiler Natur und Hochkultur. Auch wenn es das an die zu jener Zeit begeistert gefeierten Bücherverbrennungen erinnernde Mahnmal noch nicht gibt, so gibt es doch immerhin ein an die »unbekannten Chaoten« erinnerndes öffentliches Denkmal, ganz in der Nähe vom Eingang zum Museum.
Salzburg kulinarisch
In der »Café-Konditorei Fürst«, dem nachgewiesenen Erfinder der legendären Mozartkugel, gönnen wir uns zwar keine »Original Salzburger Mozartkugel« dafür aber zwei Kugeln leckeres und hausgemachtes Eis: Mirabelle und Cookie-and-Cream. Im Würstlstand am Alten Markt gibt es Bosna und Käsekrainer. Das reicht uns, die Zeit bis zum geplanten Abendessen im »Restaurant Esszimmer« zu überbrücken. Details zu diesem Abendessen finden sich hier.
Undine: Lieber Martin, da müssen wir uns ja ranhalten im Kreuzle … sieht sehr toll aus. Ihr nehmt bestimmt das eine oder andere Kilo zu.
Virginia: Liebe Reisende, ich habe eine Weile gebraucht, um zu verstehen, wie ich die Bilder anhalten kann, um sie anzuschauen. Sehr schön! Klingt sehr entspannt und interessant, nur gibt es nicht so viele Verliebte in Salzburg, die Anzahl der Schlösser lässt diesen Rückschluss zu. Nun hoffe ich, im »esszimmer« war es so, dass ihr euch sattessen und wohlfühlen konntet. Dankeschön für die Einblicke und weiter eine gute Reise. Grüßt bitte Budapest von mir. Winkewinke…
Abend in Budapest
Nach sechs Stunden entspannter Zugfahrt erreichen wir Budapest. Ein junger aufmerksamer Zugkellner macht uns klar, dass wir vom »Pulled Pork Burger« lieber Abstand nehmen sollten, er habe ihn selbst probiert und der Burger wäre fürchterlich trocken. In Budapest angekommen, erledigen wir noch die Logistik (lokale Währung, Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel, Check-in im Hotel), suchen und finden ein schönes Plätzchen zum Abendessen und genießen noch ein paar Blicke auf die nächtlich illuminierte Stadt bevor wir uns zur Ruhe begeben.
Im jüdischen Viertel
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg in das Gebiet des ehemaligen Gettos, dass sich wieder mit (nicht nur) jüdischem Leben gefüllt hat. Noch trotzt das Viertel dem grassierenden Antisemitismus (nicht nur) in Ungarn und ist in seiner kosmopolitischen Buntheit ein erfrischender Kontrast zur wiedererstarkenden Provinzialität Europas.
Street-Food und Fine-Dining
Den geplanten Spaziergang über sieben (oder auch weniger Brücken) entlang der Donau müssen wir bereits nach dem Besuch des Street-Food-Festivals am Donauaufer abbrechen, da uns ein Regen überraschte, auf den wir nicht vorbereitet waren (keine Schirme). So begeben wir uns auf schnellstem Weg ins Hotel, um uns für das Abendessen im Restaurant »Baraka« trockenzulegen. Details zu diesem alle Erwartungen übertreffenden Abendessen finden sich hier.
Über und an der Donau
Nachdem wir nach einem ausgiebigen Frühstück Paul noch zum Bahnhof in Budapest begleitet haben (er hat am nächsten Tag eine wichtige Klausur), machen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum Donaufer und auf den Gellértberg. Bei Lángos an der Donau und Limonade und Bier auf der Sonnenterrasse des Hotels suchen wir Verbliebenen etwas Trost vom Schmerz der vorübergehenden Trennung.
Rendezvous in Wien
Die beinahe einstündige Verspätung des Railjet von Budapest nach Wien verzögert unser Wiedersehen in Wien. Paul hat seine Klausur überstanden und kam pünktlich in Wien an, wo er geduldig auf seine Reisebegleitung wartete. Der späten Ankunft geschuldet, blieb uns an diesem Abend nichts mehr als ein Besuch in einem Traditionswirtshaus mitten in einem Industriegebiet im 23. Bezirk. Die alte Fertigteilholzhütte hat mehrere Um- und Anbauten hinter sich und beherbergt altes Wirtshausmobiliar, eine alte Theke und einen funktionsfähigen Holzkachelofen, alles aus aufgegebenen Gaststätten in der näheren und weiteren Umgebung Wiens zusammengekauft. Das Essen war sehr lecker und für Wiener Verhältnisse auch einigermaßen preisgünstig: Frittatensuppe und Kuttelflecksuppe als Vorspeise, paniertes Lammschnitzel, panierte Kaninchenteile und Lachsforelle (nicht paniert) als Hauptgang. Das nicht auf der Karte stehende Dessert war ein echtes Highlight: Kastaniencrème in Nudelform auf einem Beerenkompott mit Sahne. Das Dessert war so schnell aufgefuttert, dass uns erst danach einfiel, dass wir eine Kamera dabei haben.
Spätwinter in Wien
Der Kälteeinbruch in Wien zwingt uns dazu, uns auf warme Räumlichkeiten zu beschränken. Das Frühstück genießen wir im »Figar 1040« im 4. Bezirk. Leckeres und hochwertiges Frühstück, dazu noch kunstvoller Kaffee. Nächste Station ist das DÖW, das »Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes«: eine mit akribischer Sorgfalt zusammengestellte kleine und doch eindrucksvolle Sammlung, die den ganzen Weg vom aufstrebenden Nationalsozialismus in Österreich über die gescheiterten Versuche der »bürgerlich-demokratischen Kräfte« die Themen der Nazis selbst zu besetzen (hört sich ziemlich aktuell an, oder?), systematische Enteignung und Ermordung der Juden, Sinti und Roma, Homosexueller, sogenannter Erb- und Geisteskranker … alles unter dem jubelnden Auge der breiten Bevölkerung, bis hin zur Weißwäscherei der »Entnazifizierung« in den Nachkriegsjahren und der erneuten Salonfähigkeit des Antisemitismus und Rassismus in heutiger Zeit. Am Abend führt uns der Weg zur dritten und letzten Station unserer kulinarischen Entdeckungsreise: das Restaurant »Mraz & Sohn«. Details zu dieser kulinarischen Erfahrung finden sich hier.