Zürich 2021
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Züri (rockt und) rollt
Was blieb vom »Züri brännt«, vom bunten und lauten »alles allen – aber subito« zu Beginn der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts? Die endgültige Befreiung Grönlands vom Packeis ist nur noch eine Frage weniger Jahre und »Züri rollt« nun für den Klimaschutz.
Die Limmat ruft
So rolle ich auf dem Sattel eines kostenfrei gemieteten stählernen Rosses durch den »Platzspitz«, wo noch im letzten Jahrhundert zu viele »untergehende Sonnen« ihr Leben dem teuflischen weißen Gott geopfert haben und für diese frevlerische Untat ständigen und gewalttätigen »Übergriffen« teilweise schwer bewaffneter »Ordnungshüter« ausgesetzt waren, bis diese sich schließlich komplett aus dem Park zurückgezogen haben.
Am Rive Droite der Limmat entlang führt der Weg weiter zum alten Flussbad »Unterer Letten«. Leider musste die für ein Bad in der Limmat eingepackte Badehose trocken im Rucksack verbleiben, da das Bad COVID-bedingt geschlossen war.
In Ermangelung der im Bad verfügbaren Schließfächer oder eines flußtauglich wasserdichten Seesacks wurde der kurzzeitig aufkeimende Gedanke, es den Zürichern gleichzutun und außerhalb des behüteten Bereichs im Schwimmbad (mit Auffangrechen wegen der Strömung) ins Wasser zu gehen, schnell wieder verworfen, da es dank schon beinahe aufdringlicher Warnungen vor Taschendieben und fehlender vertrauter Begleitung oder einfach nur Vertrauen in das Gute im Menschen am dafür nötigen Mut fehlte.
So blieb die äußerliche Abkühlung an diesem sonnig-heißen Sommertag den Einheimischen und deren Haustieren vorbehalten. Dem Chronisten selbst blieb nur die innerliche Abkühlung aus den mitgebrachten und an den zahlreichen Wasserstationen kostenlos nachgefüllten Wasserflaschen. Eine der wenigen »fortschrittlichen« Errungenschaften der Moderne: Wasser in seiner Reinform trinkbar zu machen statt es mit allerlei Erfindungsreichtum vor dem Genuss kunstvoll in trinkbare alkoholische Form aus Wein, Bier und Schnaps bringen zu müssen, wie es noch vor wenigen Jahrhunderten üblich war.
Auf dem Parkplatz
Angesichts dieser Gedanken an den Luxus der Vergangenheit, ließ sich eine Einkehr im »Parkplatz« an der Limmat nicht vermeiden. Der Moderne geschuldet gibt es dort sogar von Alkohol befreites Bier und Gedanken und Einsichten nicht nur im eigenen Kopf sondern auch in gedruckter Form, je nach Gusto.
Vor dem Viadukt
Mit dieser Stärkung konnte nun auch das hippe und trendige Viertel am alten Viadukt angesteuert werden und, passend zum Wochentag, der »Freitag-Tower« in Augenschein genommen werden. Doch mehr als ein schneller Blick in Frau Gerolds Grün-Braun-Demeter geschwängerten Garten mit einer konservierten Döschwo-Ente, die sich beim Abriss-Umbau in einer früheren Autoschrauber-Werkstatt fand, oder auf die fliegenden Schirme der Apero-Bar des Unverpackt-Ladens wäre dann doch zuviel des immer stärker aufziehenden und sattsam bekannten »Neuen« gewesen.
Was übrigblieb
Gleich dem kleinen gallischen Dorf, gibt es auch im neuen Viadukt-Viertel noch ein paar standhafte Überreste längst vergangener Zeiten: Sei es der Autoschrauber, der dem Ausbau der neuen Läden im Weg ist oder auch den Grill auf dem Josefsplatz, der mit seinen leckeren Weinen aus der Schweiz und dem Piemont und verschiedensten Grillwürsten und Burgern von allerlei einheimischen Getier den Boules-Spielern die nötige Stärkung und den Nährboden für allerlei Fach- und andere Simpeleien liefert.
Jeden Samstag…
»…geht der nette, fette Vater einen Eimer Kohlen holen…« Nein! Das war das falsche Zitat … Besser passend ist heute: »Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere neun Planeten.« So lautete der Merksatz, bevor dem kleinen Pluto der Status eines ordentlichen Planeten aberkannt wurde. Und so macht Vater sich auf den Weg, auf den Planetenweg über den Dächern Zürichs, wo in maßstäblichen Abständen unsere neun Planeten in Stein gemeißelt sind.
Dass der Weg zum Uetliberg am Grab August Bebels vorbeiführte war reiner Zufall, weckte aber doch Erinnerungen an »Weltgeist Superstar«, den Roman eines Züricher Schriftstellers. Die Schlichtheit des Grabsteins passt durchaus zum bevorstehenden Verschwinden der Sozialdemokratie, das ebenso wenig spektakulär ist und weithin unbemerkt bleiben wird.
Klimapläne
Leider sind die Nachmittagspläne buchstäblich ins Wasser bzw. den sich aus den Erdrutschen ergebenden Verzögerungen beim morgendlichen Auf- und Abstieg per Pedes bzw. ÖPNV zum Opfer gefallen. So musste der Besuch auf dem Nachbarschaftsflohmarkt auf dem Helvetiaplatz ebenso entfallen, wie die eigentlich geplanten Spaziergänge zu und in ein paar Parks, die Berichten zufolge ihren früheren Charme noch bewahren konnten. Der Witterung geschuldet gab es auch keinen der traditionell am Helvetiaplatz beginnenden Umzüge der ebenso traditionellen Schweizer Linken oder der Heilsarmee, die diesen Ort im Wechsel als Teffpunkt für ihre sich inhaltlich nicht wesentlich unterscheidenden Veranstaltungen nutzen.
So blieb für den ursprünglich als Nachmittag geplanten Abend lediglich ein Besuch im kleinen aber idyllisch verwilderten »Labyrinthgarten«, einem Paradies nicht nur für Wildbienen sondern auch für Leseruhe suchende Menschen nebst einer umfänglichen Vorspeise im benachbarten Fischimbiss, der witterungsbedingt den Grill nicht angeheizt hatte, so dass es »nur« eine kalte Ceviche vom Zander aus dem Zürichsee gab, die mit ihrer dezenten Schärfe ausgesprochen lecker war und Lust auf mehr machte. Auch das dazu empfohlene Gläschen Schweizer Sylvaner war perfekt und passend und es stellte sich ein dem Wetter trotzendes und dankbares Glücksgefühl ein, das auch der Fürsorge, die die Imbissbetreiber dem einzigen Gast angedeihen ließen, geschuldet war. Den zweiten Gang gab es dann, die kurze Trockenphase nutzend, zum Mitnehmen im »Friend's Corner«, das es sogar zu einem Eintrag im »Gault Millau« gebracht hat: Eine »Jaffna Rolle« mit Lamm und Kartoffeln und eine »Samosa Tasche« mit Kartoffeln, Zwiebeln und Erbsen.
So gestärkt fiel die Planung des weiteren Abends leicht: Zurück ins Hotel und nach Erfüllung der Chronistenpflicht mit einem guten Buch in die Badewanne (davon wird es aber kein Bild geben, versprochen!).
Der Spatz in der Hand…
Leider musste die »Kleine Freiheit« eines vor der Rückfahrt geplanten Brunch-Frühstücks mangels Begleitung entfallen: Den »Alles-zum-Teilen«-Brunch gibt es erst ab zwei Personen und auch die nachdrücklich angebotene Spatzenhilfe hätte für dieses sichtbar opulente Mahl nicht ausgereicht. Aber auch das »Standard«-Frühstück war extrem lecker und reichhaltig genug, damit auch etwas für den Spatz übrigblieb.